Chlorophyll a-Konzentration und Dominanz potentiell toxinbildender Blaualgen

Die Sichttiefe ist ein Maß für die Trübung des Wassers. Je trüber das Wasser, desto geringer ist die Sichttiefe.

Die Trübung des Wassers von Bächen und Flüssen wird i.d.R. durch eingeschwemmte und aufgewirbelte Bodenpartikel hervorgerufen. Die Trübung des Wasser von Seen und Weihern dagegen wird meist durch mikroskopisch kleine, im Wasser schwebenden Pflanzen, die Algen, verursacht. Hohe Algendichten im Gewässer äußern sich in einer starken, meist grünlichen, in Einzelfällen auch rötlichen oder bräunlichen Trübung des Wassers, die sich wiederum als Verminderung der Sichttiefe messen lässt.

Algen enthalten - wie auch Höhere Wasserpflanzen und Landpflanzen - den Farbstoff Chlorophyll a, mit dessen Hilfe sie in der Lage sind, im Licht aus Wasser, Nährsalzen und Kohlensäure ihre Körpersubstanz aus Kohlenhydraten, Fetten, Eiweißen etc. aufzubauen (Photosynthese). Die Bestimmung der Chlorophyll a-Konzentration pro Volumeninhalt Seewasser dient als Maß für die Algenmenge im Gewässer. Je mehr Algen vorhanden sind, desto höher ist die Chlorophyll a-Konzentration.

Einige Algenarten, die überwiegend den Cyanobakterien (Blaualgen) angehören, sind in der Lage, Giftstoffe zu bilden. Die meisten dieser Blaualgenarten sind weltweit verbreitet und kommen in nahezu allen stehenden und langsam fließenden Binnengewässer vor. Treten sie in Massen auf, können Hautkontakt und vor allem das Verschlucken des algenhaltigen Wassers Gesundheitsbeschwerden (z.B. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Bindehautentzündung, Hautausschläge) hervorrufen.


Bei Sichttiefen von weniger als 2 m werden auf Grundlage der Empfehlungen des Umweltbundesamtes von 2015 (Bundesgesundheitsbl 2015 · 58:908–920) zum Schutz der Badegäste weitere, über die Vorgaben der EG-Richtlinie hinausgehende Untersuchungen durchgeführt: mikroskopische Analyse von Wasserproben mit Bestimmung der verherrschenden Algenart und Ermittlung der Chlorophyll a-Konzentration im Wasser.

Blaualgenaufrahmung an einem BadeseeBei Dominanz potentiell toxischer Cyanobakterien (Blaualgen) und Chlorophyll a-Konzentrationen von mehr als 15 Mikrogramm pro Liter Seewasser, Sichttiefen zwischen 1-2 Metern oder deutlich beobachtbaren Blaualgenschlieren an der Wasseroberfläche werden Warnhinweise veröffentlicht. Bei sehr hohen Cyanobakteriendichten mit Chlorophyll a-Konzentrationen von mehr als 75 Mikrogramm pro Liter Seewasser, Sichttiefen unterhalb von 1 Meter oder geschlossenen „Blaualgenteppichen“ an der Wasseroberfläche muss die vorübergehende Sperrung der Badestelle in Betracht gezogen werden.

Vermeiden Sie das Wasserschlucken und den Schleimhautkontakt weitgehend, sind gesunde Erwachsene kaum gefährdet. Viel größer ist die Gefährdung von Kindern und Kleinkindern, die beim Toben im Wasser erfahrungsgemäß weitaus mehr Wasser schlucken als Erwachsene beim Schwimmen. Nach dem Baden sollte gründlich geduscht und die Badekleidung gereinigt werden. Stellen, an denen grün-blaue Schlieren an der Wasseroberfläche treiben, sollten beim Baden auf jeden Fall gemieden werden.

Als Faustregel gilt weiterhin: Solange die Sichttiefe größer/gleich 1 m eingehalten ist, sind keine für Badegäste gefährlichen Massenentwicklungen von Blaualgen zu erwarten. Dennoch sind auch bei Sichttiefen zwischen 1-2 m die Warnhinweise zu beachten und die Empfehlungen zum Gesundheitsschutz einzuhalten.

Anlass für eine grundsätzliche Meidung von Badegewässern mit zeitweiligen Massenentwicklungen von Blaualgen besteht nach derzeitigem Kenntnisstand nicht, ebenso wenig wie das Vorkommen von Fliegenpilz und Tollkirsche als Hinderungsgrund für einen Waldspaziergang gilt. Hier wie dort ist das Wissen um Gefahren die Grundlage, um durch Beachtung einfacher Verhaltensregeln ein Gesundheitsrisiko weitestgehend auszuschließen.