Kiesabbau am Rhein

Baggerseen sind künstliche Gewässer, die durch die Ausbeutung von Sand- und Kieslagerstätten entstehen. Die Abgrabung von Sand und Kies legt in großen Mengen Grundwasser frei, also Wasser, welches zuvor unter völlig anderen Bedingungen im Untergrund floss. Diese Freilegung bedeutet zu allererst einmal eine potentielle Gefährdung, da die schützenden Bodenschichten entfernt wurden und das Wasser gänzlich anderen oberflächenbestimmten Einflussfaktoren und gegebenenfalls Belastungen unterworfen wird. Zudem entsteht zwischen dem Baggersee und dem umgebenden Grundwasserkörper eine enge Wechselbeziehung. Eine Belastung des Baggersees (z.B. durch die Folgenutzungen zur Naherholung) bedeutet damit gleichzeitig auch eine mögliche Gefährdung der Grundwasserqualität. Das Verhältnis zwischen Baggersee und Grundwasser muss also schon in der Planung untersucht werden, um spätere negative Folgen zu vermeiden.

Querschnittschema Baggersee

Schematisierter Schnitt durch einen Baggersee mit Absenkung und Aufhöhung des Grundwassers (Quelle: Geofakten 10 vom NLfB , Hannover 2002)

Der künstliche See steht im permanenten Austausch mit dem Grundwasserstrom, welcher in Richtung des morphologischen Geländegefälles fließt. Der Wasserspiegel des Baggersees pendelt sich auf eine horizontaler Ebene ein, dadurch ist der Grundwasserspiegel am grundwasseroberstromigen Ufer abgesenkt und am grundwasserunterstromigen Ufer aufgehöht. Dies kann im Nahbereich des Baggersees zu Problemen in bebauten Gebieten führen.

Mit dem Grundwasseraustausch wird die Wasserqualität des Sees positiv verbessert. Da das Grundwasser eine mittlere Jahrestemperatur von rd. 11˚ C aufweist, erwärmt sich das Seewasser im Sommer nicht schnell und ist auch im Hochsommer angenehm erfrischend.

Veränderung der Seewasserqualität 

Mit zunehmender Alterung des Sees kann die Seewasserqualität negativ verändert werden, da durch Nährstoffanreicherung und Schwebeteilchen im Wasser die Seewände abgedichtet und damit der Wasseraustausch zwischen See- und Grundwasser verringert wird. Die Folgen sind Nährstoffanreicherungen im See. Die Qualität des Seewasser nimmt auch Einfluss auf die Möglichkeiten der Renaturierung von Abgrabungsflächen, bzw. von Baggerseen. Das erstrebenswerte Ziel jeder Renaturierung ist der nährstoffarme (oligotrophe) See: ein See, welcher bis zum Gewässergrund durchlichtet ist, dessen Bodenbewuchs überwiegt, in dem die Zehrschicht des Sees sehr viel Sauerstoff (über 70%-Sättigung) bindet und sich durch wenig Phytoplankton auszeichnet. Der geringe Phosphatgehalt ist ein wichtiges Merkmal nährstoffarmer Seen.

Der Austausch zwischen Grund- und Seewasser ist eine Besonderheit von Baggerseen gegenüber Stehgewässer die nicht mit dem Grundwasser in hydraulischer Verbindung stehen, sondern z. B. durch oberirdische Fließgewässer gespeist werden.

Meist haben die Baggerseen wegen des durchströmenden Grundwassers eine gute Wasserqualität, andererseits ist das freigelegte Grundwasser durch menschliche Einflüsse grundsätzlich gefährdet. Dem vorsorgenden Gewässerschutz ist daher Rechnung zutragen, dies gilt besonders im Einzugsbereich von Brunnen der öffentlichen Trinkwasserversorgung.